Softwareentwicklung ohne gelernte oder studierte Programmierer - geht das? Oh ja! Schulen Sie Ihre Mitarbeiter zu sogenannten Citizen Developer um. Das müssen Sie dabei unbedingt beachten.
Was sind Citizen Developer?
Ins Deutsche übersetzt bedeutet “Citizen Developer” so viel wie “ziviler Entwickler”. Damit ist gemeint, dass theoretisch jeder ohne spezielle Programmierkenntnisse eigene Software-Anwendungen entwickeln kann. Um das möglich zu machen, kommen Low-Code-Tools wie Intrexx oder RPA Tools wie der Citrobot zum Einsatz.
Im Idealfall erfassen und redefinieren Citizen Developer zuerst mit ihren Teams vorhandene Prozesse. Danach setzen sie hauptsächlich über grafische Benutzeroberflächen die gewünschten Applikationen um. Das können Business-Anwendungen sein, die beispielsweise Daten aus verschiedenen Quellen aggregieren oder Prozesse digitalisieren und automatisieren.
Das bedeutet: Dank Low-Code-Plattformen ist es Laien bzw. Nicht-Programmierern möglich, Web-Anwendungen und Apps zu entwickeln. Dafür müssen sie wenig bis gar keine Zeile Programmcode schreiben, was die Realisierung eines Software-Projektes stark vereinfacht.
Diese Vorteile bringen Citizen Developer
- Dank Low-Code-Lösungen wird theoretisch jeder Handwerker und jeder Marketing-Manager zum Citizen Developer. Sprich: Ihr Unternehmen kann “normale” Mitarbeiter als Entwickler einsetzen.
- Für die Entwicklung von (einfachen) Business-Anwendungen muss Ihr Unternehmen keine Programmierer einstellen oder externe Developer beauftragen. In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein großer Pluspunkt.
- Häufig arbeiten Citizen Developer und IT Hand in Hand. Während die Fachabteilung die Oberfläche (bspw. Formulare) umsetzt, entwickeln IT-Mitarbeiter die benötigten Schnittstellen zu vorhandenen Systemen.
- Haben Mitarbeiter tolle Ideen für neue Applikationen, können sie als Citizen Developer selbst schnell Prototypen oder MVPs umsetzen.
- Die Beschäftigung mit Low-Code-Tools fordert und fördert das Engagement Ihrer Angestellten. Sie können damit über den eigenen Tellerrand hinausblicken, was die Zufriedenheit mit dem Job steigert.
- Zudem entstehen durch das Citizen Development in Ihrem Unternehmen ganz neue, digitale Kompetenzen. Kompetenzen, die in Zeiten der Digitalen Transformation extrem wichtig sind.
Welche Nachteile hat das Citizen Development?
- Viele Low-Code-Plattformen sind leicht zu erlernen, aber hart zu meistern. Somit benötigt jeder Citizen Developer zuerst eine Schulung und eine gewisse Einarbeitungszeit.
- Wer keine Ahnung von der Softwareentwicklung hat, geht eventuell die Konzeption und Umsetzung von Anwendungen falsch an. Das erhöht die Entwicklungszeit und die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfällt.
- Alle Low-Code-Lösungen haben gewisse Grenzen. Die Citizen Developer können selbst mit sehr guten Kenntnissen nur in einem gewissen Rahmen agieren. Das heißt: Manche Ideen lassen sich mit den Tools nicht realisieren.
Sicherheitslücken sind eine große Gefahr!
Durch den Einsatz von Citizen Developer entsteht in Ihrem Unternehmen möglicherweise eine "Schatten-IT". Denn die Nicht-Programmierer, die mit Low Code neue Anwendungen entwickeln, arbeiten oft losgelöst von der eigentlichen IT- oder Development-Abteilung. Das ist einerseits gut, denn derart können die kreativen Laien-Entwickler flott und ohne großartige Konventionen ihre Ideen verfolgen.
Andererseits resultieren daraus (unnötige) Parallelsysteme und Applikationen, die nicht durch die IT-Security-Maßnahmen der IT-Fachabteilung geprüft sind. Deshalb geht beispielsweise Forresterr davon aus, dass 2023 die ersten großen Sicherheitsverletzungen durch Citizen Development verursacht werden könnten.
So lassen sich die Risiken minimieren
Seien Sie sich der Nachteile bewusst und steuern Sie aktiv dagegen an. Zum Beispiel so:
Kompetenzen finden
Jeder Mitarbeiter kann dank Low-Code-Plattformen zum Software-Developer werden - dieses Versprechen klingt klasse. Leider entspricht es nicht ganz der Realität. Denn: Nicht jeder Mensch hat das Interesse und die Befähigung, ein Citizen Developer zu werden. Finden Sie deshalb ganz gezielt die Angestellten, die wirklich zu Ihrem Vorhaben passen.
Freiräume schaffen
Auch Zeit ist ein wichtiger Faktor: Jeder, der als Citizen Developer arbeiten soll, muss sich in die Tools einarbeiten und den richtigen Umgang damit erlernen. Bekommen die Interessenten nicht genügend Freiraum, werden sie unzufriedenstellende oder gar keine Ergebnisse produzieren.
Auf die Qualität achten
Denken Sie auch beim Low-Code-Development an die Qualität. Anwendungen, die sich schlecht bedienen lassen oder unrund funktionieren, sorgen für Frust und bremsen die Digitalisierung von Prozessen aus.
IT-Security ist ein “must have”
Ein absolutes No-Go sind Ergebnisse, die Sicherheitslücken aufweisen! Binden Sie bei der Einführung von Low-Code-Tools immer Ihre IT-Abteilung mit ein. Diese hat darauf zu achten, dass die Citizen Developer gemäß der Compliance- und Datenschutz-Vorgaben arbeiten. Zusätzlich ist es ratsam, Kontrollprozesse zu etablieren.
Gleitender Einstieg dank BOT
Citizen Development einzuführen, kann ziemlich zeitaufwendig sein. Möchten Sie einen “sanften” Einstieg haben, können Sie über das BOT-Modell (Build-Operate-Transfer) nachdenken. Hier entwickelt ein externer Dienstleister Ihr gewünschtes Produkt und Ihr Team übernimmt sukzessive den Betrieb und die Verbesserungen.
Eine weitere Lösung: Low Code Development auslagern
Können Sie in Ihrem Unternehmen kein Citizen Development etablieren, sollten Sie das Thema nicht ad acta legen. Sie haben weiterhin die Möglichkeit, die Entwicklung auszulagern - zum Beispiel an Dienstleister wie CITRO.
Wir realisieren für Sie maßgeschneiderte Lösungen mit Low-Code-Plattformen. Das hat den Vorteil, dass wir schnell und kosteneffizient zum Ziel kommen. Möchten Sie mehr darüber wissen? Kontaktieren Sie uns ganz unverbindlich.
BOT ist eine gute Methode, um die Vorteile von Outsourcing und Insourcing zu kombinieren. So funktioniert das spezielle Betreibermodell.
Lassen Sie Ihre Vorhaben nicht scheitern!
Die Digitalisierung schreitet mit raschen Schritten voran. Und zugleich herrscht ein wachsender IT-Fachkräftemangel vor. Unternehmen heuern deswegen Freelancer, Agenturen und andere externe Dienstleister an, um dringend benötigte IT-Projekte zu realisieren.
Mit viel Eifer und reichlichen Budgets werden tolle Konzepte entwickelt und umgesetzt - doch am Ende tritt gerne mal die große Ernüchterung ein. Zum Beispiel, ...
- weil das Ergebnis von den Unternehmen intern nicht betreut und weiterentwickelt werden kann.
- weil ein Betrieb über weiteres Outsourcing zu viel Aufwand kosten würde.
- weil das ganze Vorhaben das Budget sprengt.
Das Projekt scheitert, das Konzept und die Entwicklung waren für die Mülltonne. Kennen Sie diese Situation? Ein Weg, um solch einen Flop zu vermeiden, ist das BOT-Modell.
Definition: Was bedeutet BOT?
Bei BOT handelt es sich um ein Akronym. Die Abkürzung mit den drei Buchstaben steht für "Build-Operate-Transfer".
Das BOT-Modell gilt im Deutschen als Betreibermodell und wird unter anderem bei öffentlichen Infrastruktur-Projekten angewendet. Bei der PPP ("Public Private Partnership") vergibt ein öffentlicher Auftraggeber ("Public") einen Auftrag an ein Unternehmen ("Private") und geht so eine Partnerschaft ("Partnership") ein. Zum Beispiel für den Bau einer Brücke oder eines Krankenhauses.
In der Privatwirtschaft gibt es ähnliche Betreibermodelle. Bei IT-Projekten setzen Unternehmen beispielsweise mit Build-Operate-Transfer auf eine Form des Outsourcings, um digitale Lösungen entwickeln zu lassen. In diesem Fall realisiert ein externer Auftragnehmer eine Software ("Build"), er betreut für einen gewissen Zeitraum den Betrieb ("Operate") und übergibt danach alles an den Auftraggeber ("Transfer").
Wie laufen BOT-Projekte ab?
Es gibt in der Regel vier Phasen:
Phase 1: "Plan"
Der Auftraggeber entwickelt ein Konzept und spricht das mit dem Auftragnehmer - zum Beispiel einer Agentur - ab. In diesem Rahmen werden unter anderem Projektpläne mit festen Milestones oder agile Meilensteine beschlossen.
Phase 2: "Build"
Der Dienstleister setzt das Vorhaben wie besprochen um. Dabei steht er im ständigen Austausch mit dem Auftraggeber. Der Auftraggeber baut währenddessen sukzessive eigene, interne Kapazitäten für die folgenden Phasen auf.
Phase 3: "Operate"
Das Digitalprodukt - beispielsweise ein neues Intranet - ist fertig und wird vom Dienstleister gehostet, getestet und betrieben. Die Experten des Auftraggebers arbeiten sich in die entsprechenden Technologien ein, um das Intranet zukünftig selbst betreuen zu können.
Phase 4: "Transfer"
Der Dienstleister übergibt schrittweise den Betrieb und die Weiterentwicklung an den Auftraggeber.
Was sind die Vorteile von "Build-Operate-Transfer"?
Blickt man durch die Brille des Auftraggebers, ergeben sich beim BOT-Modell folgende Vorteile für das Unternehmen:
- Es muss das benötigte Produkt nicht selbst entwickeln. Stattdessen kauft es durch das Outsourcing Fachwissen, Manpower und fremde Technologien ein.
- Es kommt schneller zum Ergebnis. Denn die externen Unterstützer sind Spezialisten auf ihrem Gebiet und fangen nicht bei Null an.
- Es fällt bei Projektende nicht in ein “Schwarzes Loch”. Stattdessen wird das Unternehmen durch den externen Partner so lange bei der Hand genommen, bis es eigenständig die Software weiterentwickeln kann.
- Es kann eigene Kapazitäten mit dem benötigten Fachwissen aufbauen. Die internen Ressourcen müssen nicht von heute auf morgen loslegen, sondern werden sukzessive eingestellt.
- Es besteht keine erzwungene Abhängigkeit vom Dienstleister. Allerdings ist es möglich, bei Bedarf um Unterstützung zu fragen.
Schattenseiten: Was sind die Nachteile des BOT-Modells?
Für den Auftraggeber bedeutet ein Vorgehen nach "Build-Operate-Transfer", dass er…
- das Produkt nicht selbst entwickelt. Was ein Vorteil ist, kann auch ein Nachteil sein - denn es fehlt der tiefe Einblick in der technischen Umsetzung.
- anfangs mit höheren Ausgaben rechnen muss, da ein externer Dienstleister meist mehr als festangestellte Mitarbeiter kostet.
- eigene Fachkräfte anwerben, einarbeiten, fortbilden und bezahlen muss. So entstehen hohe, interne Kosten.
- die benötigten Fachkräfte nicht in der benötigten Zeit bis zur Übergabe einstellen kann. Das verzögert den Transfer, wodurch eine längere Abhängigkeit zum externen Partner entsteht.
- bei der Wahl des falschen Umsetzungspartners erhöhte Aufwände im Management- und bei der Qualitätskontrolle hat. Das geschieht häufig bei Nearshore- und Offshoring-Dienstleistern.
Management: Was muss bei BOT-Modell beachtet werden?
Ein BOT-Projekt ist kein klassisches Projekt. Deswegen sollten Sie ein paar Dinge vorab beachten und bedenken, damit Ihre vier Phasen reibungslos und erfolgreich verlaufen.
Projektplanung
Planen Sie als Auftraggeber das Produkt, das entstehen soll, möglichst gut durch. Definieren Sie wichtige Merkmale und halten Sie Ihre Produktvision fest. Verlieren Sie sich aber nicht in Details.
Flexibität
Bleiben Sie stets offen für Neues. Eine Software wird heutzutage in der Regel agil entwickelt. Das bedeutet, dass Sie viele kleine Iterationen durchlaufen, bei denen Sie Anpassungen vornehmen können. Etwa, weil sich die Anforderungen verändern oder weil Sie auf neue Marktgegebenheiten spontan reagieren müssen.
Teamgröße
Starten Sie das Projekt klein und schlank. Denn Sie wissen ja: Viele Köche verderben den Brei! Wenn das Konzept steht und die Entwicklung beginnt, sollten Sie schrittweise weitere Experten und Stakeholder hinzunehmen.
Prototyping
Setzen Sie für das MVP oder für den Prototypen auf gängige Software oder Open Source. Am besten verwenden Sie Low-Code-Tools, um schnell und kostengünstig zum Ziel zu gelangen.
Konnektivität
Stimmen Sie sich eng mit der IT ab. Das Produkt und seine Software-Basis muss in die IT-Infrastruktur und -Systemlandschaft Ihres Unternehmens passen. Zum Beispiel hat ein neuer Onlineshop kompatibel zum eingesetzten PIM oder ERP zu sein.
IT-Security
Bringen Sie alle eingesetzten Systeme auf den aktuellen Stand der Technik und sichern Sie sie so gut wie möglich ab. Veraltete oder schlecht konfigurierte Systeme können beispielsweise ein Einfallstor für Hacker werden.
Dokumentationen
Kein Software-Projekt darf ohne ausreichende Dokumentation entstehen. Fehlt diese, wird die Transfer-Phase unnötig schwer.
Testing
Denken Sie stets an die User. Testen Sie das Produkt bzw. das MVP möglichst früh an der Zielgruppe. Wiederholen Sie ständig diese Tests, um wichtige Erkenntnisse für Anpassungen zu gewinnen.
Übergang
In der "Operate"-Phase muss das Entwicklungsteam die Software betreiben. Bis dahin benötigen Sie als Auftraggeber genügend interne und fachlich kompetente Ressourcen.
Debriefing
Zum Abschluss des BOT-Projektes ist ein Debriefing sinnvoll. Bei diesem Meeting werden unter anderem alle restlichen Unklarheiten beseitigt. Und Auftraggeber und Auftragnehmer tauschen sich über die Dinge aus, die gut und schlecht liefen. So können beide Parteien von der Zusammenarbeit etwas lernen und dadurch besser werden.
Unterstützung benötigt?
Suchen Sie einen externen Partner, mit dem Sie Ihre Prozesse digitalisieren können? Möchten Sie schnelle, schlanke Software-Projekte nach dem BOT-Modell umsetzen? Dann wenden Sie sich an uns! Das CITRO-Team steht Ihnen gerne zur Seite, um Ihre Digitale Transformation zu beschleunigen.